Das vorliegende Werk ist eine vergleichende Studie zum institutionellen Wandel im späten Mittelalter anhand der Formierung des Kurfürstenkollegs, des englischen Parlaments und des Kardinalskollegiums zwischen 1198 und 1415. Im Zentrum steht der Prozess, in dem politische Positionen zu einem gemeinsamen Verfassungskonsens wurden. Die europäische Dimension wird dabei trotz aller Einzelheiten der jeweiligen Prozesse erkennbar. In insgesamt zehn Kapiteln geht der Verfasser auf die einzelnen Probleme ein, zu denen die Einleitung hinzukommt. Da die englischen Entwicklungen das differenzierteste Bild aufweisen, kommt ihnen eine «leitmotivische Funktion» zu. Die englische Geschichte setzt die Themen, die im weiteren Verlauf auch die Themen der vergleichbaren Prozesse waren, die von Menschen gesteuerte Reformen in Richtung auf Leitbilder ergaben. Leitbild spätmittelalterlicher Reformen war meist die idealisierte Vergangenheit, deren gesicherte und harmonische Zustände es wiederherzustellen galt. Der Verfasser fragt in seinem Werk nach dem Rhythmus der Reformen, die in Thesen gefasst werden. Der Verfasser leistet mit dem Vergleich ähnlicher Entwicklungen in drei verschiedenen europäischen Regionen einen wertvollen Beitrag für eine künftig vermehrt europäische und nicht mehr bloss nationale Geschichtsschreibung.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Martin Kaufhold: Die Rhythmen politischer Reform im späten Mittelalter. Institutioneller Wandel in Deutschland, England und an der Kurie 1198–1400 im Vergleich (Mittelalter-Foschungen, Band 23). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2008. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 3, 2009, S. 380-381.